Dein Lebensglück ist Einstellungssache!

Dieser Satz ist für die einen die größte Banalität, für die Stoiker war er eine revolutionäre Erkenntnis, der eine lebensverändernde Kraft innewohnt! „Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht“, wusste schon Mark Aurel. Das heißt: Unsere Lebensqualität hängt letztlich nicht von äußerlichen Dingen ab, sondern wird allein von unserer inneren Einstellung zum Leben geprägt. Das sind gute Nachrichten, denn wir haben es selbst in der Hand! Aber wie gewinnen wir die richtige Einstellung zum Leben? Welche Perspektive ist die richtige? Ansatzpunkte bieten hierfür zwei wichtige (Selbst-) Erkenntnisse:

1. Es gibt immer mehr als nur eine (meine!) Perspektive, um die Dinge zu betrachten

Die Menschen neigen dazu, ihre persönlichen Lebensumstände nur einseitig wahrzunehmen. Und eine einmal eingenommene Perspektive wird auch nur selten verändert. Jedoch sind faktisch sehr unterschiedliche Wahrnehmungen und Bewertungen möglich. Während z.B. die einen die aktuelle Schließung von Schulen beklagen, die ihnen die Kinder-Betreuung zu Hause aufbürdet, freuen sich die anderen, ihre Kinder dadurch öfter erleben zu dürfen. Während die einen ihr geringes Urlaubsbudget beklagen, das ihnen nur einen Zelturlaub erlaubt, freuen sich die anderen darüber, ein paar Tage mal naturverbunden und frei leben zu können. Während die einen das Fehlen eines großen Autos beklagen, freuen sich die anderen über eine entspannte und staufreie Bahnreise.

Unsere Lebensumstände lassen sich also unterschiedlich betrachten. Und wie wir die Dinge betrachten, entscheiden wir selbst. Die Beispiele zeigen aber auch: Es gibt keine „richtige“ oder „falsche“ Einstellung zu den Dingen. Wichtig ist nur, immer wieder innezuhalten und wahrzunehmen, dass es verschiedene Perspektiven gibt. So haben wir die Wahl: Wie wollen wir unsere Lebensumstände betrachten?

2. Es kann hilfreich sein, die eigene Perspektive immer mal wieder zu wechseln

Wir wissen also: Ob wir uns glücklich oder unglücklich fühlen, hängt von unserer persönlichen Wahrnehmung der Umstände ab, nicht von den Umständen selbst. Glück ist nur eine Frage der Perspektive! Und da es nicht eine einzige, sondern immer verschiedene mögliche Perspektiven gibt, sollten wir versuchen, unsere Sichtweise immer wieder einmal zu ändern. Dies eröffnet einen – oft ungeahnten – Gestaltungsspielraum. Mark Aurel ermuntert uns zu diesem Perspektivwechsel:

„Versuch einmal, auf andere Weise zu beten und schau, was dann passiert: Anstatt nach einem Weg zu suchen, wie du die Frau in dein Bett bekommst, bitte um einen Weg, wie du aufhören kannst, Verlangen nach ihr zu verspüren. Anstatt nach einer Lösung zu suchen, wie du jemanden loswirst, bitte um eine Lösung, wie du aufhören kannst, dich nach seinem Verschwinden zu sehnen. Anstatt nach einem Weg zu suchen, wie du dein Kind nicht verlierst, bitte um einen Weg, die Angst davor zu verlieren.“

Ein solcher Perspektivwechsel fällt selten leicht – insofern ist das Praktizieren der Stoa eine tägliche Herausforderung. Aber mit etwas Übung kann es uns in vielen Situationen des Lebens gelingen, die Dinge in einem anderen Licht zu sehen. Wenn wir unser Leben mit den Augen der Stoiker betrachten, vermögen wir nicht nur die äußeren Begrenzungen zu sehen, die uns unser Alltag mit seinen Routinen und Anforderungen auferlegt, sondern die darin liegenden Spielräume. Wenn wir die Perspektive wechseln, werden wir nicht vorrangig unsere eigenen Beschränkungen erkennen, denen wir durch unsere menschliche Unvollkommenheit unterworfen sind, sondern das Potenzial, das in uns ruht.

1 Kommentar

  1. Die aktuelle internationale Bewegung des Modernen Stoizismus sieht in der heutigen wissenschaftlichen Kognitionspsychologie in gewisser Weise eine Fortsetzung des antiken Stoizismus, gerade was die Möglichkeit des Perspektivwechsels betrifft.

    Dazu passt ein Video der Psychologin Maja Storch, worin sie den inneren Motivationskonflikt auf ein römisches Ereignis bezieht, das Eingang fand in unsere metaphorische Redensart bei einer endgültigen Handlungsweise: den (Fluss) Rubikon überschreiten. Das Rubikon-Video findet sich bei Youtube unter Maja Storch, ZRM – Training.

    Maja Storch hat Psychologie, Philosophie und Pädagogik studiert. Sie ist Inhaberin, Mitbegründerin und wissenschaftliche Leiterin des Instituts für Selbstmanagement und Motivation Zürich (ISMZ) der Universität Zürich.

    Ich finde das erweiterte Rubikon-Modell ZRM mit den 5 Phasen bis zur Handlung wirklich hilfreich und sinnvoll: Unbewusstes Bedürfnis -> Bewusstes Motiv -> Rubikon mit MOTTO-Zielvision (bei mir: zur Erweiterung meiner täglichen Freiräume, wie die Reviererweiterung der Eidechsen in meinem Garten) -> Intension -> Vorbereitung mit MOTTO-Zielvision (bei mir: in jeder Situation flexible, flinke Eidechse) -> Handlung.

    Bei diesem Video kommt das Beispiel mit dem dicken Mann vor, der aus gesundheitlichen Gründen abnehmen sollte, aber keine Lust hatte dafür. Deshalb brauchte der unmotivierte dicke Mann eine freudvolle Perspektive. Die sportliche Aktivität in der freien Luft wurde kurzerhand positiv unbenannt in eine für ihn attraktive Zielvision: seine täglichen Freiräume! ohne nervige Familie zuhause 😀

    Vera F. Birkenbihl erklärt auf Youtube, warum das so wichtig ist, und zwar unter:
    Richtige Einstellung – Mindset für Erfolg – Neues Denken – Lernen der Zukunft – Vera F. Birkenbihl. Danach hat der Wille nur Erfolg, wenn Wille und Vorstellung übereinstimmen und am gleichen Strang ziehen, wobei die Vorstellung dominiert.

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