Die Stoiker haben die Affekte (Gemütserregungen wie Zorn, Hass oder Angst) immer als eine Gefährdung ihrer Seelenruhe angesehen. Nur wer seine Affekte durch richtiges (vernünftiges) Urteilen überwindet, wird tugendhaft. Das Ziel besteht dabei allerdings nicht im Unterdrücken oder Verbergen jeglicher Emotionen.Was der moderne Stoiker anstrebt, ist eine Grundstimmung, ein Bei-sich-sein, dem die Alten die Bezeichnung „Seelenruhe“, „Gemütsruhe“ oder vielleicht sogar „Glückseligkeit“ verliehen hätten. Während die Mitglieder unserer Gesellschaft heute ständig aktiv und rastlos sind, zeigt sich der Stoiker unerschütterlich.

 „Sei wie ein Fels, an dem sich beständig die Wellen brechen. Er steht fest und dämpft die Wut der ihn umbrausenden Wogen.“ (Mark Aurel)

Ataraxia (ἀταραξία) meint also eine innere Unerschütterlichkeit gegenüber allen Widrigkeiten des Lebens. Ataraxia ist für den Stoiker Weg und Ziel gleichermaßen. Dazu müssen vor allem die Affekte unter Kontrolle gebracht werden. Denn Angst und Zorn verstellen nur allzu oft den Zugang zu vernünftigen Lösungen und beeinträchtigen zudem die Lebensqualität.

 „Gelassenheit können nur jene erreichen, die ein unerschütterliches und klares Urteilsvermögen haben – der Rest hadert ständig mit seinen Entscheidungen, schwankt hin und her zwischen Ablehnung und Akzeptanz. Woher kommt dieses Für und Wider? Es rührt daher, dass nichts klar ist und sie sich auf den unsichersten Ratgeber verlassen: die öffentliche Meinung.“ (Seneca)