Neid ist der Wunsch, selbst etwas zu erlangen, was andere bereits haben. Es ist insoweit eine weit verbreitete und fast schon normale soziale Emotion. Neid gibt es zwischen Kollegen um beruflichen Erfolg, zwischen Geschwistern wegen einer Bevorzugung durch die Eltern oder zwischen Nachbarn um den neuen Swimmingpool im Garten. Besonders problematisch ist sie aber in ihrer destruktiven Form, der Missgunst, bei der man möchte, dass andere die Dinge, um die man sie beneidet, verlieren.

Neid ist auch bei Eifersucht im Spiel, wenn jemand sich mit seinem „Rivalen“ vergleicht und eifersüchtig ist auf dessen Aussehen, Beliebtheit oder Liebesbeziehung. Die Eifersucht richtet sich gegen eine Person, die (vermeintlich oder tatsächlich) Zuneigung bekommen hat, die man sich selbst wünscht.

Noch einmal sei erwähnt, dass Neid für Stoiker keine „Sünde“ darstellt. Aber Neid steht der Eudaimonia, einem erfüllten Leben, entgegen. Denn wer neiderfüllt ist und anderen etwas nicht gönnt, verspürt Gefühle von Ärger bis hin zu Wut, Feindseligkeit und Hass, die die Seelenruhe nachhaltig stören (die eigene wie die der anderen). Wer neidisch ist, kann auch nicht wertschätzen und genießen, was er bereits besitzt, und zerstört seine Lebenszufriedenheit. Insbesondere das ständige Vergleichen mit anderen führt zu Selbstwertverlust; man bemitleidet sich und fühlt sich anderen unterlegen.

Um Neid und Eifersucht entgegenzuwirken, sollte der angehende Stoiker – wie bei allen Emotionen – bei sich selbst Ursachenforschung betreiben und in sich hineinhorchen, was wirklich hinter einem auftretenden Eifersuchtsgefühlsteckt. Liegt es etwa daran, dass der Mann, mit dem die Partnerin gerade lacht, in den eigenen Augen eine tolle Figur hat – während man sich selbst übergewichtig findet? Oder ist die Partnerin eifersüchtig, weil ihr Mann sich angeregt mit einer anderen unterhält, die einen Doktortitel trägt – den man selbst nur zu gerne hätte? Nur wenn man seine Gefühle richtig einordnen kann, kann man sie auch kontrollieren.

Ebenso wichtig sind auch präventive Maßnahmen, damit von vornherein möglichst selten Gefühle von Neid und Eifersucht aufkommen. Dazu sollten Sie vor allem falsche Vergleiche vermeiden. Und Sie sollten keinen übertriebenen Erwartungen anhängen.

„Erwarte nicht, dass die Dinge so laufen, wie du es dir wünschst, sondern wünsche, dass alles so kommt, wie es dann tatsächlich passiert – und dein Leben wird mühelos verlaufen.“ (Epiktet)

Eine gute Übung gegen Neid und Eifersucht ist es auch, sich das Gute im eigenen Leben sowie die eigenen Werte immer wieder bewusst zu machen und Dankbarkeit dafür zu empfinden. Wer das, was er im Leben erlangt hat, wahrhaft wertschätzt, kann auch anderen ihr Glück gönnen und wird nicht von Neid und Eifersucht in seinem Seelenfrieden gestört.