Mit dieser Frage beschäftigten sich antike Philosophien, die als „eudaimonisch“ bezeichnet wurden. Sie wollten herausfinden, wie man ein Menschenleben am besten lebt. Eine solche Lebensphilosophie wurde u.a. in der „Schule der Stoa“ gelehrt. Sie lässt nicht nur ein lohnendes Ziel erkennen – ein erfülltes Leben (Eudaimonia) – sondern beschreibt auch eine Strategie, um es zu erreichen:

Ein erfülltes Leben …

…  erfordert keinen Reichtum und kein Ansehen
Ob jemand etwas aus seinem Leben macht, hängt nach Überzeugung der Stoiker letztlich nicht von seinen finanziellen Möglichkeiten und seinem gesellschaftlichen oder sozialen Status ab. Dies mag in manchen Fällen hilfreich sein, steht jedoch in anderen Fällen echter Lebenszufriedenheit im Weg und ist daher für Stoiker mit Blick auf das Ziel der Eudaimonia im Ergebnis ohne Belang.

…  denn man findet es nur in sich selbst.
Ein gutes Leben führt nur, wer selbst gut ist. Entscheidend für die Eudaimonia ist daher ein Leben im Einklang mit den inneren Werten, den Tugenden – wobei die Stoiker mit Tugend (Areté) die charakterliche Tauglichkeit einer Person meinen. Das hört sich anspruchsvoll an. Jedoch verfügen nach Ansicht der Stoiker alle Menschen bereits von Natur aus über die charakterliche Tauglichkeit für ein gutes und gelungenes Leben. Das entsprechende Potenzial steckt in uns allen und muss nur entdeckt werden.

Ein erfülltes Leben …

…  kann jeder erreichen, der sein eigenes Potenzial ausschöpft
Das Potenzial zu einem tugendhaften und damit gelungenen Leben steckt also von Natur aus in jedem Menschen. Stoiker vergleichen dies mit einem „Samen“, den jeder Mensch in sich trägt – völlig unabhängig von Erbmassen oder gar von „Erbsünden“. Allerdings muss der „Samen“ gehegt und gepflegt werden. Man muss sich seine Tugendhaftigkeit selbst erarbeiten. Sie ist weder käuflich noch wird sie verliehen, auch nicht nach Bittgebeten oder Opfergaben. Ein erfülltes Leben ist daher nur möglich, wenn wir dieses Potenzial in uns selbst entdecken und stetig weiterentwickeln.

…  und sich schrittweise seinem bestmöglichen Zustand nähert.
Durch stoische Erkenntnisse und regelmäßige Übungen können wir unser Potenzial zur Entfaltung bringen. Eudaimonia erlangen wir schließlich, wenn es gelingt, den „Samen“ zum „Aufblühen“ zu bringen. Dies bedeutet, am Ende zu der Person zu werden, die die bestmögliche Version unserer selbst ist. Der Weg dahin ist schwierig. Aber auf dem Lebensweg zu unserem besten Selbst werden wir – das ist das Versprechen der Stoiker – wahre dauerhafte Erfüllung finden.